Forschung am Zentrum für Inter-Amerikanische Studien
Wissenschaftler:innen des Zentrums für Inter-Amerikanische Studien (C.IAS) befassen sich auf Mikro-, Meso- und Makroebene mit den Weltregionen Nordamerika, Mittelamerika, Südamerika und Karibik unter Einbezug ihrer Einflusszonen im Atlantik, Pazifik und auf dem Kontinent Antarktika – also mit der kontinentalen, insularen und maritimen Dimension der Westlichen Hemisphäre. Basierend auf post- und dekolonialen, trans-kulturellen, trans-lokalen/regionalen/nationalen, intersektionalen, sowie globalen und interdisziplinären Ansätzen und Theorien lassen sich die Forschungsthemen in zwei Forschungsschwerpunkte einordnen: (1) Inter-Amerikanische Kulturen, Geschichte und Literatur und (2) Inter-Amerikanische und Intersektionale Ansätze: Geschlecht und Generationen.
Im Zentrum der Analyse stehen kulturelle, soziale, ökonomische und politische Strukturen, Entwicklungen, Prozesse, Ereignisse, Wechselwirkungen, aber auch Bewegungen, Begegnungen, Beziehungen und Transfers von Menschen, Ideen und Gütern innerhalb der Westlichen Hemisphäre sowie zwischen der Westlichen Hemisphäre und dem Rest der Welt. Zentral ist zudem die Auseinandersetzung mit der „gemeinsamen“ Geschichte, den Erfahrungen und letztlich dem Erbe, die jahrhundertelanger Kolonialismus, Eroberung und Dezimierung der autochthonen Bevölkerung, Sklaverei sowie Widerstand, Revolution und Dekolonisation hinterlassen haben und die bis heute die Gesellschaften der Westlichen Hemisphäre prägen. Andere Zugänge bestehen in der Erforschung der genuinen Gesellschaften und Kulturen der Autochthonen und Amerikaner:innen afrikanischen Ursprungs sowie von Phänomenen wie Macht, Geschlecht, Unfreiheit, Sklaverei, Dependenzen, Alter(n), Gewalt, Kriminalisierung, Terrorismus, Diskriminierung, Ungleichheit, Revolution, Konflikte, Migration, Flucht, Diaspora, Exil, Internierung, Trauma, Illegalität, Schmuggel, Armut, Epidemien und Überwachung.
Zu den gegenwärtigen Kernthemen dieses Forschungsschwerpunkt zählen:
- Internierungslager (internment camps) in den Amerikas und kulturelle Repräsentation solcher
- Ökologische Degradierung in den Amerikas
- Geschichte der und Erinnerungen an Migration und Flucht ins amerikanische Exil
- Jüdische Diaspora im Zeitalter des Kolonialismus
- Afro- und Indoamerika, vor allem Versklavung, Conquista, Frontiers und Borderlands
In diesem Forschungsbereich wird eine interdisziplinäre und überregionale Perspektive eines Forschungsfeldes verfolgt, das nicht nur fachlich relevant ist, sondern aufgrund des demographischen Wandels und der Geschlechtertransformationen unmittelbare gesellschaftliche, politische und kulturelle Relevanz besitzt. Mit Schwerpunkt auf kulturelle und soziale Repräsentationen von Geschlecht und Generationen in den Amerikas bietet dieser Forschungsschwerpunkt an Theorie, Ansätze und Methoden aus Europa und den Amerikas in Dialog zu bringen, um transnationale und globale Verflechtungen von Machtstrukturen aus einer intersektionale Perspektive zu verhandeln. Die wissenschaftliche Untersuchung der Überschneidungen von Geschlecht und Generationen gliedert sich in die kritische Untersuchung von Geschlecht und Generationen in literarischen und kulturellen Darstellungen unter Rückgriff auf feministische Theorie, der Entwicklung neuer feministischer Ansätze, die Werkzeuge für die intersektionale Erforschung kultureller und sozialer Repräsentationen von Geschlecht und Generationen bieten und in die Anwendung im Bildungskontext durch die Entwicklung inklusiver didaktischer Methoden und pädagogischer Ansätze, die eine kritische Auseinandersetzung mit Intersektionalität fördern
Zu den gegenwärtigen Kernthemen dieses Forschungsschwerpunkt zählen:
- Kulturelle und Soziale Repräsentationen von Geschlechterzuweisung, Machtverhältnisse sowie Ungleichheiten ausgehend einer intersektionale Perspektive
- Kulturwissenschaftliche Erforschung von Generationen, Alter/n, und Lebensverlauf
- Soziale Bewegungen in den Amerikas
- Ansätze und Theorien der Intersektionalitätsforschung im Hinblick auf Klimawandel, wachsende Ungleichheiten, soziale und kulturelle Reproduktion, Digitalisierung und Bildung
- Methodenentwicklung der partizipativen und interdisziplinären Forschung (z.B. Digital Storytelling, Intergenerational Storytelling)
Dieser Forschungsschwerpunkt strebt eine interdisziplinäre Perspektive auf kulturelle, literarische und linguistische Repräsentationen und Bewegungen im Inter-Amerikanischen Kontext an. Durch den Fokus auf die Überschneidungen von Narrativen der Klimakriese, der Umweltkommunikation und den Diskursen zur Krise bietet dieser Forschungsschwerpunkt einen Dialog zwischen theoretischen Grundlagen und Methodiken in den Amerikas und Europa. Basierend auf den Konzepten der environmental humanities (transl. Umweltgeisteswissenschaften), des intersectional enviornmentalism (transl. intersektionaler Umweltschutz), des Ökofeminismus und der Öko-Linguistik, untersucht unsere Forschung wie die Klimakrise in diversen medialen und kulturellen Diskursen konstruiert, repräsentiert und erzählt wird. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf den Schnittpunkten von Gender, Ethnizität und Kolonialgeschichte. Durch die Analyse von diversen Formen von Text und Medien beschäftigen wir uns mit Schlüsselkonzepten, Methodiken und pädagogischen Ansätzen, die zentral für ein umweltgeisteswissenschaftliches Verständnis der Klimakrise sind. Ein zusätzlicher Fokus der Inter-Amerikanischen Umweltforschung ist die Notwendigkeit herauszufinden, wie environmental imaginaries (tranls. Umwelt-Imaginationen) in diversen Medien und Diskursen produziert, zirkuliert und bestritten werden. Dieser Ansatz betont, dass die Klimakrise nicht nur als biophysisches Phänomen zu verstehen ist, sondern auch linguistische, kulturelle und pädagogische Herausforderungen beinhaltet, die durch fortlaufende soziale Ungleichheiten geprägt werden.
Die aktuellen zentralen Themen dieses Forschungsschwerpunkts beinhalten:
- theoretische Ansätze: Ökofeminismus, Öko-Linguistik, intersectional environmentalism (transl. intersektionaler Umweltschutz), post-/dekoloniale Theorien, Alter(s)forschung und Intergenerationalität, Umweltbildung
- environmental humanities perspectives (transl. umweltgeisteswissenschaftliche Perspektiven) von asymmetrischen Macht-Konstellationen
- literarische und kulturwissenschaftliche Analyse von climate fiction (transl. Klimafiktion) aus den Amerikas (19. Jahrhundert bis heute)
- öko-linguisitsche Analyse von diskursiven Repräsentationen der Klimakrise in Medien in den Amerikas
- führende Fragen zu epistemologischer Gewalt, indigenem Wissen(ssystemen), heteronormativer Konzeptualisierung und transnationalen Verflechtungen
- Verbindungen zwischen Konzepten von Umwelt/Territorium sowie deren sozio-politischen und medialen Repräsentationen
- Entwicklung von kreativen und partizipatorischen Methodiken wie zum Beispiel eco-(digital) storytelling (transl. umwelt-(digitales) Geschichtenerzählen), kreatives Schreiben, Museum-basierte Pädagogik, spekulative Ansätze und imaginative futurity practices (transl. imaginative Zukunfts-Praktiken)
Affiliationen
Das Mitarbeiter:innen des Zentrums für Inter-Amerikanische Studien (C.IAS) sind an folgenden interfakultären profilbildenden Bereichen ("Exzellenzfelder, die sich durch herausragende Leistungen, internationale Erfolge sowie gesellschaftsrelevante Aspekte auszeichnen") und Forschungsnetzwerken der Universität Graz beteiligt:
Analysegegenstand sind "sich verändernden Diskurse über Europa sowie der Transfer von Konzepten, Werten und Ideen".
Das Netzwerk untersucht den "Zusammenhalt von sozialen Gruppen vor dem Hintergrund zunehmender gesellschaftlicher Vielfalt".