Donnerstag 20. März 2025 |14:00 Uhr
Bibliothek des CJS | Beethovenstraße 21 | 8010 Graz
1912 erreichte David Vogel (1890-1944) Wien, die Stadt in der er Schriftsteller werden wollte. Bis dahin hatte er sein Hebräisch in seinem Tagebuch verfeinert, sodass er tatsächlich in den folgenden Jahrzehnten zwei große Wienromane in hebräischer Sprache verfassen konnte. Die vertiefte Lektüre des lange verschollenen Textes Wiener Romanze zeigt, dass in Vogels Schreiben auch ein Prozess der Übersetzung stattfindet. An Beispielen wird dieser Prozess im Vortrag veranschaulicht. Abschließend wird die Frage gestellt, ob ähnliche Schreibweisen heute wieder existieren: Ein Blick in Shifra Kupermans Roman Frühlingstanz (2023) zeigt, dass die Basler Autorin ähnliche Techniken anwendet, um den Stadtraum der Stadt am Rheinknie zu beschreiben.
Judith Müller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Martin-Buber-Professur an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Dort koordiniert sie das Buber-Rosenzweig-Institut. Derzeit finalisiert sie ein Buchprojekt zur europäisch-hebräischen Literatur vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Weitere Forschungsprojekte befassen sich mit der Rezeption hebräischer Literatur unter Jüdinnen*Juden in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland sowie Fragen der Mehrsprachigkeit in Jüdischen Literaturen. Müller wurde an der Universität Basel und der Ben-Gurion Universität des Negev promoviert. Von 2018 bis 2022 war sie als Assistentin für Jüdische Literatur am Zentrum für Jüdische Studien in Basel tätig. Im Frühjahr 2025 forscht sie im Rahmen des Petra Ernst-Fellowships am Centrum für Jüdische Studien in Graz.